Ich habe seit beinahe 30 Jahren Diabetes Typ I, eine Schilddrüsen-Autoimmunerkrankung und Morbus Duypytren in den Händen, bin also eine klassische Kandidatin für eine Frozen Shoulder. Vor etwas mehr als zwei Jahren begannen die Beschwerden in der linken Schulter. Zuerst wurde mit Röntgen ein mögliches Impingement-Syndrom und eine Kalkschulter abgeklärt, aber alles war total in Ordnung. So bekam ich zuerst von der Orthopädin, da sie sich aufgrund meines Diabetes kein Cortison zu verwenden traute, schmerzstillende und entzündungshemmende Spritzen (Namen weiß ich nicht mehr) und Tabletten (Voltaren) sowie bei einem Schulterspezialisten Physiotherapie. Die war relativ schmerzhaft, brachte etwas mehr Beweglichkeit. Das ging ca. ein Jahr. Da die Beweglichkeit (vor allem Arm nach oben und bes. der "BH-Griff", also Arm nach hinten) ziemlich eingeschränkt blieb und ich mehr oder weniger immer Schmerzen hatte, probierten wir dann doch eine Cortson-Therapie, die sehr gute Erfolge brachte (Schmerzen besser, Beweglichkeit besser). Als Diabetiker sollte man sich nur drübertrauen, wenn man sich sehr gut mit dem Diabetes-Management auskennt und keine Angst bei massiv erhöhtem Insulinbedarf für einige Tage und Zuckerunregelmäßigkeiten bis zum vollständigen Abbau des Cortisons hat!! Die Orthopädin hat sich mit der Dosierung etwas zurückgehalten, damit nicht alles aus dem Ruder gerät. Es sah also ganz gut aus! Nach einer Medikamentenpause von ca. 2 Monaten bewegte sich dann alles wieder in Richtung Anfangsstadium (entzündlicher Prozess, Bewegungseinschränkung und Schmerzen nahmen sukzessive zu). Da ich nach zwei Jahren schon ziemlich verzweifelt war und meine Lebensqualität massiv unter dieser Krankheit litt, konsultierte ich einen anderen Orthopäden, um eine zweite Meinung zu hören. Er wurde mir von einer Bekannten, die wegen anderer Probleme von ihm an der Schulter operiert worden war, empfohlen. Er meinte, dass nach zwei Jahren und in Anbetracht meiner Immunlage nicht mehr mit einer wesentlichen Verbesserung zu rechnen sei. Wenn ich mit den Bewegungseinschränkungen leben könne, könne man die Schulter lassen wie sie sei. Sonst empfehle er eine OP. Ich entschloss mich dann zu dieer Operation, da ich endlich von meinen Schmerzen befreit sein wollte, die Bewegungseinschränkung war ja nur das sekundäre Problem. Ich hatte ziemlich Angst, da ich noch nie eine OP und eine Narkose hatte. Am 20.1.2010 wurde ich KH der Barmherzigen Schwestern in Wien von Prim. Anderl operiert. Die OP erfolgte arthroskopisch, die Schulter wurde zurerst durchbewegt, dann erfolgte ein Einschnitt der Gelenkskapsel und nochmals ein Durchbewegen, die entzündeten Teile wurden entfernt und eine "Gelenkstoilette" gemacht (Dauer der OP ca. 30 Min.). Man hatte mir am Hals einen Schmerzkatheter gesetzt und damit den Arm zuerst narkotisiert, zusätzlich bekam ich eine Allgemeinnarkose mit einer Kehlkopfmaske. Mit dem Schmerzkatheter wurde mein Arm noch 1 1/2 Tage immer wieder leicht anästhesiert und ich hatte daher keinerlei Schmerzen. Danach nahm ich für ca. 10 Tage 3 x pro Tag Parkemed 500. Am Tag nach der OP wurde mit Physiotherapie begonnen (passiv, isometrisch und aktiv), die ich zweimal pro Woche fortsetze. Ich war mit dem Vorbereitungstag drei Tage im Spital. Wie es jetzt - einen Monat später - aussieht, hat sich die Operation gelohnt. Ich bin ziemlich schmerzfrei. Bei der Bewegung des Armes nach oben fehlen noch 5 - 10 Grad. Der BH-Griff geht - mit kleinen Einschränkungen - auch schon wieder. Lediglich Gewicht darf ich mit dem linken Arm frühestens 6 Wochen nach der OP tragen, heben. Die Physiotherapie geht natürlich weiter und ich hoffe, dass alles wieder halbwegs normal wird und kein Rezidiv auftritt (die Wahrscheinlichkeit ist leider aufgrund meiner Immunlage nicht superklein).
Auch das Diabetes-Management während der OP und danach habe ich gut hinbekommen, für den Notfall hatte ich eine Vollmacht und eine Patientenverfügung, dass mich eine Freundin, die ebenfalls Diabetesexpertin ist, selbstständig betreuen kann und Therapieanpassungen machen kann (war aber nicht notwendig).
Ich habe mit größeren Behinderungen nach der OP gerechnet, also mit weiten Herrenhemden etc. vorgesorgt. Ca. 4 Tage nach der Operation konnte ich mich jedoch schon wieder - mit einer Bluse - normal anziehen, konnte die Haare waschen und meinen täglichen Alltag halbwegs selbstständig erledigen. Lediglich den Einkauf schleppt noch immer mein Mann nach Hause.
Ich hatte ziemlich Angst vor der OP und ziemliche Bedenken. Letztlich war aber alles - in der Hand eines Spezialisten - halb so wild.
Vielleicht hilft dieser Beitrag jemandem, der auch vor der Entscheidung OP ja oder nein steht. Eine Narkosemobilisation "ohne Sicht" und ohne Begutachtung der tatsächlichen Situation unter Arthroskopie, die mir meine erste Orthopädin empfahl, hätte ich mir allerdings nicht machen lassen.
